© Ch. Pauk

Er küsste Traubensorten und Hefen wach

Er hat die Entdeckung der Hefe 1895C ermöglicht und die Rebsorte Räuschling am Zürichsee gefördert. Dafür – und für seine übrigen Verdienste um qualitativ hochstehenden Weinbau – erhält der Zürcher Hermann «Stikel» Schwarzenbach den Prix Ami du Vin der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde.

Artikel von:
Charlotte Pauk
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 15 / 2025 , S. 23
Nicht er, sondern der Weinmikrobiologe Jürg Gafner, habe 2008 die Hefe 1895C entdeckt, meint bescheiden Hermann Schwarzenbach, den seit dem Kindergarten aufgrund seiner damaligen äusseren Erscheinung alle «Stikel» nennen. Die Begeisterung, mit der er die Eigenschaften und Vorteile der 1895C-Hefe schildert, zeigen, dass ohne sein Zutun die Hefe kaum ihren Siegeszug durch die Weinkeller angetreten hätte. Stikels Vater wollte eine Degustation mit altem Räuschling machen. Weil der Wein aus jener Zeit, aus der die Degustationsflaschen stammten, nicht geschönt oder filtriert wurde, dekantierte Stikel die Weine. Jürg Gafner bat ihn, ihm die Dekantier-Reste zu überlassen. Im Labor gab Gafner, der ein exzellenter Wissenschaftler im Bereich der Hefen war, die Reste auf Nährboden. In den Resten des Räuschlings aus dem Jahre 1895 fand er zwei Saccharomyces-Cervisiae-Hefen zur Traubensaftvergärung – und eine sogenannte Bastardhefe. Die beiden Cervisiae-Hefen, 1895A und 1895C, vermehrte er weiter und bat Stikel im Herbst, damit einen Gärversuch zu machen. «Ich ...