GV der Selbsteinkellernden Weinbauern
An der Generalversammlung der Deutschschweizer Sektion der Schweizerischen Vereinigung der selbsteinkellernden Weinbauern (SVSW) in Weinfelden standen Anfang Dezember 2022 aktuelle Informationen rund um den Wein im Zentrum.
Im SVSW sind jene Weinbaubetriebe organisiert, die in ihren Betrieben und auf ihren Weingütern von der Traubenproduktion über die Kelterung bis hin zum Verkauf alles selbst machen, aber grundsätzlich keine grössere Handelstätigkeit aufweisen. Über fünf Dutzend solcher Betriebe sind in der Sektion Deutschschweiz ohne Bielersee organisiert und haben Anfang Dezember 2022 im thurgauischen Weinfelden auf dem Weingut von Martin Burkhart getagt. Sektionspräsident Beat Kamm (Teufen ZH) verwies darauf, dass die schwierigen Pandemiejahre durchaus positive Entwicklungen aufzeigten, indem plötzlich die Regionalität und somit auch der einheimische Wein wieder im Fokus standen. Betriebe, die stark von der Gastronomie abhängig waren, standen vor grossen Herausforderungen. «Das verflossene Rebjahr 2021 hat uns einmal mehr mit Blick auf den Pflanzenschutz die agronomischen Grundsätze und Grenzen aufgezeigt», sagte Kamm. Zugleich stellte er fest, dass die ständig steigenden administrativen Kontrollaktivitäten keine Grenzen kennen. So hat der Bundesrat gegen den Willen der Branche die Isotopenanalysen eingeführt, wobei damit einmal mehr die Weinhandelskontrolle mit der Ausführung betraut wurde. Zugleich verdeutlichte Kamm, dass ab 2023 die Umsetzung des Absenkungspfades ansteht. Rückblickend auf das Weinjahr 2022 sprach Kamm von einem tollen Jahrgang. Es gelte nun, die deutlich gestiegenen Mehrkosten an die Kunden weiterzugeben, sagte Kamm.
Finanziell ist die Deutschschweizer Sektion gut gebettet, wie die rückblickend von Kassier Martin Wolfer (Weinfelden) präsentierten Zahlen zeigten. 2020 verzichtete die Sektion auf den Einzug der Jahresbeiträge, was zu einem Fehlbetrag von rund 9000 Franken führte. 2021 verzeichnete man wieder ein kleines Plus von 1800 Franken, sodass das Vermögen auf 32 600 Franken angestiegen ist.
Neues aus den Kantonen und den Verbänden
«Wer im Weinjahr 2022 keine gute Ernte einbringen durfte, der hat etwas falsch gemacht, denn es stimmte einfach alles», sagte der Bündner Jürg Liesch (Malans). Die Keller sind wieder voll. Zu einem wichtigen Player bezüglich Traubenverwertung ist dabei Coop geworden. Zugleich führten die Mitglieder eine differenzierte Diskussion bezüglich Mengenbegrenzungen. So wurde die Frage diskutiert, ob im Zeichen des Klimawandels die Ertragsbegrenzung noch zeitgemäss sei. Kamm machte indes deutlich, dass man hier auch national keine einheitliche Meinung finden würde. Chancen hätte allenfalls eine sogenannte Klimareserve. Der jüngste Beschluss des Ständerats bezüglich Aufstockung der Gelder für die nationale Absatzförderung von Schweizer Wein (Interview, S. 8) ist auch für Kamm nicht das Gelbe vom Ei. Er sprach gar von Pferdefüssen. Grundsätzlich habe die Schweiz, wenn es im direkten Vergleich mit dem Ausland um die nationale Absatzförderung gehe, nicht die gleichlangen Spiesse. «Italien setzt allein für die Werbung eigener Weine in der Schweiz 18 Mio. Franken ein. Wir haben nur einen Bruchteil davon», rief Kamm in Erinnerung. Deshalb sei grundsätzlich eine Aufstockung der Gelder von aktuell 2.8 Mio. um 6.2 Mio. Franken auf neu 9 Mio. Franken zu begrüssen. Er befürchtet aber, dass der Bund damit auch Auflagen verbindet, um beispielsweise die an der Basis gescheiterten Massnahmen im ökologischen Bereich trotzdem durch die Hintertür einzuführen. Kamm warnt: «Wir können nicht sozial und ökologisch unterwegs sein, wenn die ökonomische Komponente nicht stimmt.» Denn bei der Anhebung der Bundesgelder für die Weinwerbung stehe die nationale Weinbranche in der Pflicht.
Vorstandsmitglieder gesucht
Nach langjährigem Wirken im Vorstand hat Hanspeter Lampert aus Maienfeld seinen Rücktritt aus dem Vorstand eingereicht. Doch vorerst konnte mangels Kandidaten keine Nachfolge gefunden werden. Der verbleibende Vorstand nimmt nun die Suche an die Hand, wobei man insbesondere die Nordwestschweiz mit den Kantonen Aargau und Basel im Fokus hat. Zugleich wurde Thomas Schmid (Schlattingen) als Nachfolger für Urs Pircher (Eglisau) als Revisor gewählt.
Vor grösseren Umwälzungen steht auch die Berufsbildung ab 2024, wobei es innerhalb der Branche um die beiden Berufe Winzer/-in und Weintechnolog/-in EFZ geht (SZOW 10/2022). «Wenn diese Reformen umgesetzt werden, braucht es rund 20 zusätzliche Ausbildungsplätze», mahnte Kamm. Zugleich erfordere dies auch neue Lehrmittel. In der Diskussion wurden die innerhalb der Kantone sehr unterschiedlich angewendeten Kriterien für Neuaufnahmen von Anbauflächen in den Rebbaukataster angesprochen. Während beispielsweise in der Innerschweiz und vor allem in Luzern sehr grosszügig bewilligt wird, setzt der Kanton Aargau grosse Ansprüche, sodass bezüglich der Aufnahme von neuen Flächen in den Rebkataster unterschiedliche Massstäbe gelten.