Hochprozentiges Vergnügen

In Sachen Spirituosen hat die Schweiz einen guten Riecher und die Nase vorn. Am 31. Oktober 2025 wurden an der DistiSuisse die besten Brände und die «Brennerei des Jahres» ausgezeichnet.

Artikel von:
Jacqueline Achermann
Redaktorin O+W
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 15 / 2025

Endlich war er gekommen, der Tag der Entscheidung. Zwei Jahre lang hatten die hiesigen Brennerinnen und Brenner auf diesen Augenblick gewartet. Bei der 8. Prämierungsfeier von DistiSuisse in der Alten Markthalle Basel stand die handwerkliche Brennereikunst im Rampenlicht. Markus Matzner, Chefredaktor Obst+Wein, moderierte charmant durch den Abend und verkündete feierlich die Sieger. Das spielfreudige Trio «The Boozebirds» (frei übersetzt: die Schnapsdrosseln) sorgte für abwechslungsreiche Übergänge zwischen den Kategorien.

 


Gaben zwischendurch den Ton an: Die «Boozebirds». (© Jan Beatrix Photography)

 

Eine brandneue Änderung machte den Wettbewerb noch spannender: Erstmals wurde der Titel «Brennerei des Jahres» exklusiv an einen einzigen Betrieb vergeben. Damit erhielt die Auszeichnung noch mehr Gewicht und rückte zugleich die Gewinnerinnen und Gewinner der insgesamt 19 Kategorien stärker in den Vordergrund. Doch bereits eine Nominierung zeugt von aussergewöhnlicher Leistung und war nur jenen Brennereien vorbehalten, die mindestens vier Goldmedaillen in unterschiedlichen Kategorien und einen Kategoriensieg vorweisen konnten. Neu hinzu kam zudem ein  Sonderpreis für ungesüsste Obstbrände.

 

Fünfhundert Proben in drei Tagen

Für die Fachjury war es kein leichtes, sicherlich aber ein spannendes Unterfangen. Rund 500 Spirituosen aus allen Regionen der Schweiz wurden im August in Wädenswil degustiert und bewertet. Und das in nur drei Tagen. Beurteilt wurden sowohl klassische Brände als auch kreative Neuinterpretationen: von Obst- und Getreidedestillaten über Whiskys bis hin zu innovativen Spezialitäten. Für Thomas Blum war es die erste Prämierung als Jurypräsident. Die Vorbereitungen seien intensiv gewesen. «Alle Proben mussten ausgepackt, sortiert, codiert, fotografiert und analysiert werden. Ein aufwendiger Prozess, der höchste Sorgfalt verlangt», erklärte er. Es sei schön zu sehen, wie sich die Qualität der Destillate entwickelt habe. Vom aktuellen Jahrgang behaupte man ja immer, es sei ein guter, doch er könne dies auch belegen: «Dieses Jahr gab es 2.5 Prozent mehr Goldmedaillen als noch vor zwei Jahren.» Ein Highlight waren für ihn die neuen Produkte, insbesondere bei den Likören, wo der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. So etwa der «Fricktaler Eierkirsch», der mit Gold ausgezeichnet wurde. Auf Matzners Frage, wie man auf die Idee komme, so etwas zu brennen, antwortete die Brennerin trocken: «Na, wir haben Kirschen.» – «…und Eier!», ergänzte Matzner, und erntete einige Lacher.

Brennerei des Jahres kommt aus Luzern

Den Sieg und die Goldmedaille in der Kategorie «Liköre» durfte sich schliesslich ein anderer Betrieb um Hals und Flasche hängen: Amstutz Manufaktur mit ihrem kompakten und frischen «Limoncino». Die traditionsreiche Brennerei aus Rothenburg (LU) konnte sich darüber hinaus über die höchste Auszeichnung des Abends freuen, den Titel «Brennerei des Jahres» (s. Interview). Amstutz setzte sich gegen fünf weitere Nominierte durch und erhielt die Ehrung von niemand Geringerem als Bundesrat Guy Parmelin, der per Videobotschaft aus dem Bundeshaus den Sieger verkündete.

 


Brennerei des Jahres: Toni Schürch, links, und René Eberli mit ihren Auszeichnungen. (© Jan Beatrix Photography)

 

Für Toni Schürch, Geschäftsführer der Brennerei, ein bewegender Moment. Doch anstatt den Ruhm allein für sich zu beanspruchen, richtete er seinen Dank an die gesamte Schweizer Brennerszene, die ebenso wie er bestrebt seien, täglich gute Produkte zu machen. Es sei ihm wichtig zu sagen, dass je mehr hochwertige Schweizer Edelbrände es gebe, desto mehr stärke dies die inländische Produktion. Von Konkurrenzdenken keine Spur also. Vielmehr herrschte an diesem Abend ein Gefühl von gegenseitiger Wertschätzung und Stolz auf die Vielfalt der Schweizer Brennereikunst.

 

Ausgezeichnete Fachkompetenz

Für die Brennereien ist eine solche Auszeichnung von grosser Bedeutung. Ein Prädikat von DistiSuisse gilt als Gütesiegel, das sich im Marketing vielfältig einsetzen lässt; sei es als Blickfang auf Flaschenetiketten oder als Verkaufsargument auf Messen. Zudem fördert es die Wahrnehmung der Schweizer Spirituosen und bringt wichtige Branchenakteure zusammen. Eine Medaille signalisiert nachweislich hohe Qualität und Fachkompetenz und stärkt das Vertrauen von Händlerinnen und Konsumenten.

 


Katja Riem mit den lachenden Siegern und der Siegerin der Kategorie Weinbrände. (© J. Beatrix Photography)

 

Mate-Tee und Mandarinengeist

Neben ausgelassener Stimmung bot die Veranstaltung auch einige unerwartete Entdeckungen. «Dieses Jahr sind auffallend viele Produkte mit Mate-Tee angetreten», beobachtete Blum und schmunzelte: «Der Mate-Boom macht selbst vor den Destillaten nicht halt.» Der leicht herbe, belebende Charakter der südamerikanischen Pflanze scheint also auch in der Spirituosenwelt angekommen zu sein. Für Max Kopp, den ehemaligen Präsidenten von DistiSuisse, liegt der spannendste Trend jedoch anderswo: «Die klassischen Fruchtbrände erleben derzeit eine Renaissance – und das mit erstaunlicher Vielfalt und Finesse.» Ein Paradebeispiel dafür lieferte die Distillery Maygreen, deren Mandarinengeist sich in der Kategorie «Sondersorten» den Sieg sicherte. Der Brand erinnere an den Samichlaus, meinte Brenner Daniel Röthlisberger augenzwinkernd. «Also ein Destillat für die Adventszeit?», fragte Matzner nach. «Keineswegs», entgegnete Röthlisberger lachend. «Er passt zu jeder Jahreszeit, besonders aber dann, wenn man sich vor dem Samichlaus fürchtet.»

 


«Könige» der Kategorie Gin: Die Macher des «Jurassic Gin». (© J. Beatrix Photography)

 

Blühende Spirituosenszene

DistiSuisse wurde 2011 mit dem Ziel gegründet, die Qualität der Schweizer Spirituosen zu verbessern und den Brennerinnen und Brennern neue Impulse zu geben. Die Prämierung, die nun bereits zum achten Mal stattfand, gilt als die mit Abstand wichtigste für Spirituosen in der Schweiz. Katja Riem ist seit gut einem Jahr Präsidentin des Vereins. Die Berner Winzerin und junge Nationalrätin hat sich zum Ziel gesetzt, DistiSuisse noch stärker zu machen und die Qualität der Schweizer Spirituosen weiter voranzutreiben. Für sie ist es die erste Prämierung als Präsidentin. Die Freude war entsprechend gross. Sie hoffte auf einen beschwingten Abend voller Emotionen – und wurde keineswegs enttäuscht.

 


DistiSuisse-Präsidentin Katja Riem bedankt sich bei Vorgänger Max Kopp. (© J. Beatrix Photo)

Ziele der Prämierung:

  • Bewertung der Produzenten durch unabhängige Fachjury.
  • Transparenz und Qualitätssicherung für Konsumentinnen und Konsumenten, Fachhandel und Gastronomie.
  • Sichtbarkeit der Schweizer Brenntradition und -innovation.

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