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AUSLAND BELEBEN DIE EINHEIMISCHE SZENE»

«INSPIRATIONEN AUS DEM

In den letzten Jahren hat sich das Schweizer Brennereigewerbe stark verändert. Bis vor Kurzem war der Verband «Die Schweizer Brenner» noch beim Schweizer Obstverband (SOV) angegliedert, heute geht er eigene und selbstbewusste Wege. Augustin Mettler, Präsident von «Die Schweizer Brenner», spricht unter anderem über diese Trennung und den Schweizer Destillate-Markt.


MARKUS MATZNER
Chefredaktor SZOW

SZOW: Herr Mettler, Sie sind Präsident von «Die Schweizer Brenner». Bis vor Kurzem waren Sie noch beim Schweizer Obstverband (SOV) angehängt. Was war der Grund für die Trennung?
Augustin Mettler: In den letzten Jahren hat sich das Brennereigewerbe verändert. Der klassische Obstbrand spielt zwar immer noch eine wichtige Rolle, es erscheinen aber immer mehr Produzenten, die sich auf Gin, Whisky und andere Spezialbrände spezia­lisieren. Diese potenziellen Mitglieder fühlten sich im Obstverband, der ausschliesslich die Obstbranche vertritt, nicht zuhause.

 

Nun stehen Sie auf eigenen Füssen. Was bedeutet das für Sie, für die Brenner und die Schweizer Brennerszene?
Mit dem Weggang vom Obstverband erhoffen wir uns mehr Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Bei unseren Aktivitäten müssen wir uns mittlerweile ausschliesslich auf die Interessen unserer Mitglieder, das heisst auf die Interessen der Spirituosenproduzenten und Brenner der Schweiz, konzentrieren. Auf übergeordnete Interessen der Obstbranche müssen wir heute nicht mehr Rücksicht nehmen. Allerdings sind wir in Freundschaft auseinandergegangen und werden weiterhin eng zusammenarbeiten.  

 

Allerdings gibt es noch eine Konkurrenzvereinigung: den Schweizerischen Spirituosenverband, in dem vor allem die «gros­sen» Player Mitglied sind. Warum gibt es nicht nur einen Verband? Woran hapert es?
Von einer Konkurrenzvereinigung würde ich nicht sprechen. Beide Organisationen streben die gleichen Ziele an. An der Mitgliederversammlung der «Schweizer Brenner SOV» vom 16. März 2018 in Interlaken wurden die Anwesenden informiert, dass Gespräche laufen und man einen starken Verband bilden will, bestehend aus den bisherigen Mitgliedern der «Brenner SOV» und des Schwei­zerischen Spirituosenverbands (SSV). Wir sind weiterhin überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. Wir stellen aber fest, dass es bis zum endgültigen Zusammenschluss noch etwas Zeit braucht. Einige Punkte müssen noch geklärt werden. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir uns finden werden.

 

Augustin Mettler ist Präsident von «Die Schweizer Brenner» und leitet eine Kommunikationsagentur in Seewen/SZ.

 

Immer wieder sprechen die Brenner die Nachteile an, die sie bei der Vermarktung ihrer Produkte im Vergleich zu Weinbauern und Bierbrauern regulatorisch verspüren. Wie können Sie ihnen von Verbandseite her helfen? Was gibt es für Vorstösse?
Die Produktion und der Verkauf von Spirituosen ist seit je her staatlich strenger reglementiert als z. B. von Wein und Bier. Als Verband können wir uns dafür einsetzen, dass die gesetzlichen Vorschriften, zum Beispiel bei den Werbebeschränkungen, nicht noch strenger werden. Auch können wir uns für eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen der Eidgenössischen Zollverwaltung EZV (Abteilung Alkohol und Tabak) und den Produzenten einsetzen. Zudem möchten wir mit unseren Kommunikationsmassnahmen wie zum Beispiel mit der alljährlich stattfindenden Aktion «die Schweiz brennt!» dafür sorgen, dass die Schweizer Brennerkultur und das uralte Brennerhandwerk positiv wahrgenommen werden.

 
Sie haben es erwähnt, früher wurden in der Schweiz v. a. Fruchtbrände hergestellt. Nun geht der Trend Richtung Diversifizierung. Whisky, Gin, Rum sind hip. Ist das ­eine gute Tendenz?    
Wir stellen eine zunehmende Innovation in der Branche fest. Es wird viel ausprobiert und es kommen immer wieder neue Produkte auf den Markt. Ich finde es eine positive Entwicklung, wenn sich die Brennereien den Marktbedürfnissen anpassen. Ich glaube aber auch, dass die Fruchtbrände sehr wohl eine Zukunft haben. Zunehmend scheinen Konsumenten den Wert der qualitativ hochstehenden Fruchtbrände zu entdecken. Man stellt fest, dass hinter einem qualitativ hochstehenden Edelbrand enorm viel steckt. Echte Schweizer Brennerkultur wird nicht aussterben, davon bin ich überzeugt.  

 

In der Weinbranche bringen die gut ausgebildeten «Jungen» Knowhow und frischen Wind in die Betriebe. Gibt es diesen Trend auch bei den Brennern?
Erste Tendenzen in diese Richtung gibt es auch in der Brennerbranche. Leider wird aber vielerorts der Generationenwechsel nicht optimal geplant, und es kommt zu unnötigen Betriebsschliessungen. Ich bin über­zeugt, dass es in unserem Land zahlreiche junge und innovative Menschen gibt, die sich für dieses Handwerk begeistern liessen, die aber keinen Zugang er­halten. Ich denke, dass wir hier beim Verband aktiv werden müssen. Jede Brennerei, die ihre ­Tore schliesst, ist ein schmerz­hafter Verlust.

 

In Ihrem Artikel beschreiben Sie das Problem der Ausbildung. Jungen Berufsleuten bleibt fast nur der Weg ins Ausland. Ist das am Ende sogar ein Vorteil, weil sie Knowhow importieren?
Ja und nein. Natürlich wünschte ich mir eine viel stärkere Brennerbranche mit zahlreichen Ausbildungsstätten. Dass unsere Brennerinnen und Brenner ihr Know-how im Ausland aufbessern müssen, erachte ich aber nicht als Nachteil. Im Gegenteil: Inspirationen aus dem Ausland beleben die einheimische Szene.

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