Ein milder März und eine sommerliche erste Aprilhälfte weckten bei den Schweizer und Liechtensteiner Imkerinnen und Imker Hoffnung auf eine reiche Honigernte. Die warmen Temperaturen liessen die Vegetation förmlich explodieren: Obst-, Löwenzahn- und Rapsblüten boten den Bienen anfänglich eine reiche Nektarquelle. Doch ein Wintereinbruch in der zweiten Aprilhälfte verhinderte weitere Sammelflüge. Die Bienen blieben in ihrem Stock und zehrten von ihren Vorräten. Auch der Mai war trüb, was den Bienenflug weiter einschränkte.
Das widerspiegelt sich auch in der Ernte des Frühjahreshonigs. Im Schnitt wurde in der Schweiz und in Liechtenstein nur 5.1 kg Frühlingshonig pro Bienenvolk geerntet (Vorjahr 5.9 kg). Zum Vergleich: Im guten Honigjahr 2020 konnten die Imkerinnen und Imker rund 11.2 kg Frühlingshonig ernten. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 7.4 kg.
Volle Waben – leere Honigkessel
Auch der Juni war regional nass und wechselhaft. Trotzdem füllten die Bienen die Waben rasch mit Honig (teilweise gab es eine Zunahme von drei bis vier Kilo pro Tag), doch dieser kristallisierte rasch in den Waben und konnte nicht geschleudert werden. Neben Nektar sammeln Bienen auch Honigtau, also zuckerhaltige Ausscheidungen von Pflanzenläusen. Je nach Pflanze und Lausart variiert die Zuckerzusammensetzung im Honigtau. Enthält er den Dreifachzucker Melezitose, wie bei Läusen der Rottanne und Lärche, kristallisiert der Honig innert weniger Tagen mit der Folge, dass der Honig in der Regel bereits vor seiner Reife kristallisiert und nur mit sehr viel Aufwand geerntet werden kann. Warum es dieses Jahr vermehrt zu Melezitosehonig kam, weiss man nicht. Das Phänomen trat in mehreren europäischen Ländern überdurchschnittlich auf, wahrscheinlich weil das Entwicklungsstadium der Läusepopulation und das der Wirtspflanzen dieses Jahr optimal zusammenpassten (siehe auch Artikel O+W 15/2024, Anm. d. Redaktion).
Dennoch ernteten Imkerinnen und Imker in der Schweiz im Schnitt 11 kg Sommerhonig, was fast der Erntemenge des Vorjahrs entspricht (11.2 kg). Der langjährige Durchschnitt im Sommer liegt bei 12.5 kg.
Grosse regionale Unterschiede
Die Gesamthonigernte in der Schweiz beträgt 16.1 kg, ein Kilo weniger als im Vorjahr (17.1 kg). Der langjährige Durchschnitt liegt bei rund 20 kg pro Bienenvolk und Jahr. Wieder zeigen sich regionale Unterschiede. Die Kantone Zürich, Appenzell Innerrhoden, Thurgau, Graubünden und Obwalden verzeichneten mit über 20 kg pro Volk die höchsten Gesamthonigmengen. Am wenigsten Honig wurden im Fürstentum Liechtenstein, in Neuenburg und Schwyz geerntet. Das Tessin verzeichnet ebenfalls eine ungewöhnlich niedrige Gesamthonigmenge von 11.7 kg. Seit dem Jahr 2014 lag der Durchschnitt dort bei jeweils über 20 kg pro Bienenvolk, teils sogar bei über 30 kg. Die kantonalen Ergebnisse für die Gesamthonigmenge können Sie der abgebildeten Karte entnehmen (Abb.). Da je nach Kanton nur einzelne Teilnehmer an der Umfrage mitmachten, müssen die Ergebnisse mit Vorsicht genossen werden.
Abb.: apisuisse-Umfrage 2024 in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. (© apisuisse)
An der Umfrage von apisuisse haben 738 Schweizer und Liechtensteiner Imkerinnen und Imker mit 1101 Bienenständen teilgenommen. Weitere Details sowie die kantonalen Ergebnisse für die Sommer- und Frühlingsernten können Sie dem Bericht in der November-Ausgabe der Schweizerischen Bienenzeitung entnehmen.