Steht der Schweizer Kirsch vor dem Aus?

Die Schweizer Hochstamm-Kirschenernte wird von der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) bedroht: Sie verursacht markante Schäden und scheint bisher unkontrollierbar. Nach einer Lösung wird verzweifelt gesucht, doch sind mögliche Ansätze noch nicht zugelassen, meist teuer oder erschweren die Arbeit. Ein Hoffnungsschimmer wartet auf ihre Flugbewilligung: Vielleicht kann die Schlupfwespe (Ganaspis brasiliensis) der Kirschessigfliege die Stirn bieten.

Artikel von:
Andrea Caretta
Obst+Wein
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 04 / 2023 , S. 12
In den 1930er-Jahren fiel Walter Jakob auf seinem Hof in Wölflistein (Sissach) ein Kirschbaum besonders auf, denn seine Früchte bestachen durch ein wunderbares Aroma. Und tatsächlich: Jahrzehnte später bemerkte auch ein Gemeindebaumwärter den Baum mit den speziellen Früchten und übergab einen Zweig zur Vermehrung der Sorte an das Steinobstzentrum Breitenhof in Wintersingen, einem Versuchsbetrieb der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wädenswil (FAW, heute Agroscope). Ohne diesen Weg in die Sortenprüfung hätte diese Lokalsorte wohl nicht überlebt. Heute ist sie unter dem Namen Wölflisteiner bekannt und gehört zu den Standard-Sorten für die Produktion von Spirituosen und Konfitüren. Einige der alten Hochstamm-Kirschensorten galten als nicht sturmsicher, da sich die Früchte leicht vom Stiel lösten und schon vor der Ernte vom Baum fielen. Aus diesem Grund wurden sie als minderwertig betrachtet und nicht mehr angepflanzt. Doch genau diese Eigenschaft ist für die Verwertungskirsche heute wieder gefragt. Im Vergleich zur aufwendigen und zeitintensiven Ernte der Tafelkirsche-Niederstamm-Bäumen benötigten Schüttlergeräte am ...