Wie aus Gutedel Chasselas wurde – 
eine Art Schweizer Kulturgeschichte

In der Welt der Weine gibt es unzertrennliche Paare von bestimmten Rebsorten mit ihren Terroirs. Die Verbindung ist manchmal so stark, dass der Name der Sorte in den Hintergrund tritt. Dem weit verbreiteten Gutedel blühte dieses Schicksal. Insbesondere im Waadtland trat er später unter dem Namen Chasselas seinen Siegeszug an und bildete fortan mit einigen Terroirs am Genfersee ein fast mythisches Paar.


Autor_Spring-Jean_Laurent
Jean-Laurent Spring
Agroscope, Pully


In einem Terroir können verschiedene Rebsorten angebaut werden, aber nur wenige sind in der Lage, ihre Qualitäten voll zu entfalten. Damit das Terroir zur Geltung kommt, müssen drei Bedingungen erfüllt sein: historischer Hintergrund, Typizität der Weine unabhängig vom Jahrgang und das Alterungspotenzial der Weine. Die über tausendjährige Tradition der Rebsorte Chasselas am Genfersee, die Spezifizität der Weine, unabhängig von den klimatischen Bedingungen, und das erstaunliche Alterungspotenzial der Chasselas-Weine zeigen, dass diese Rebsorte und ihre Terroirs besonders gut miteinander verbunden sind. Im Hinblick auf die bessere Differenzierung der Weine und zur Steigerung der Beliebtheit lassen sich weltweit zwei grundlegende Trends beobachten:

  • Erstens die zunehmende Verbreitung von international bekannten Rebsorten – ein Trend, der vor allem in den Ländern der neuen Welt vorherrschend ist und tendenziell zu einer zunehmenden Banalisierung des Weinangebots führt.   
  • Zweitens die zurückhaltende Kommunikation über die verwendete Rebsorte. Diese Tendenz ist typisch für die traditions­gebundenen europäischen Länder. Diese versuchen, die Terroirs ...