Editorial

Fernsicht

Artikel von:
Markus Matzner
O+W
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe 16 / 2023 , S. 3

Liebe Leserin, lieber Leser

«Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.» Das wusste schon der deutsche Dichter Matthias Claudius (1740–1818), der auch als wandernder Journalist tätig war und dadurch berühmt wurde. Was Claudius recht war, ist uns natürlich billig. Aus diesem Grund «wanderte» ein Grüppchen Schweizerinnen und Schweizer im Herbst ins Südtirol, um zu sehen, wie es die Dortigen so machen mit dem Weinmarketing. Anlass war der «Südtirol Wine Summit», eine opulent inszenierte und umgesetzte Leistungsschau für Südtiroler Weine. Konzipiert war dieser dreitägige Event nicht etwa für Konsumentinnen und Konsumenten, sondern ausschliesslich für Weinjournalisten, Bloggerinnen und Influencer aus allen Teilen der Welt , die dem Weinkonsum zugetragen sind.

Und die Gäste – man kann es nicht anders sagen – wurden mit allen Ehren empfangen, hofiert und trefflich betreut. Natürlich kam auch das einheimische Weinschaffen nicht zu kurz. Aber nie erhielt man den Eindruck, dass man nun fast verpflichtet wäre, als Gegenleistung in Artikeln oder Beiträgen ungeteiltes Lob auszusprechen oder gar verwerfliche PR zu machen. Alles lief frei nach dem Motto: Gute Laune schafft gutes Echo. Dass die Südtiroler ihr Ziel erreicht haben, dürfte sicher sein. Denn es war beileibe nicht der erste Wine Summit, sondern der vierte. Mehr dazu im Artikel «So geht Weinmarketing».

Auch in einem anderen Bereich liessen sich Schweizer von Ausländern inspirieren: Konkret bei der Herstellung eines Getränks, das derzeit alle Rahmen sprengt. Man kann durchaus von einer Art Goldgräberstimmung sprechen, was angesichts der Farbe des Destillats gleich doppelt Sinn ergibt. Richtig geraten: Es geht um Whisky. Und hier haben einheimische Brenner ein Niveau erreicht, das auch international für Aufmerksamkeit sorgt. Immer mehr Fans realisieren, dass die Whiskys aus der Schweiz auf dem Weg sind, eine eigene Geschmackskategorie zu bilden. Dies vielleicht nicht zuletzt, weil die Brennerkunst hierzulande auf sauberer Arbeit basiert. Eine Analyse dieses Phänomens lesen Sie im Artikel «Schotten, aufgepasst: Schweizer Whisky im Kommen».

Ihr
Markus Matzner
Chefredaktor Obst+Wein

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