Liebe Leserin, lieber Leser
Wenn ich an eine Frucht denke, sehe ich zuerst einen Apfel. Rot glänzend, noch kühl und frisch vom Marktstand, in der Hand gedreht und dann der erste Biss – knackig, saftig, ein kleines Stück Kindheitserinnerung. Für mich ist der Schweizer Apfel mehr als nur eine Frucht. Er ist Erinnerung, Genuss und ein Symbol für gesunde Ernährung.
Als Kind habe ich Äpfel direkt vom Baum verdrückt. Im Garten meiner Grosseltern stand ein alter Baum, dessen Sorte niemand mehr so genau benennen konnte. «Vielleicht ein Berner Rosenapfel», meinte mein Grossvater, während er mit seinem Sackmesser eine Scheibe abschnitt. Die Früchte waren um einiges kleiner als die aus dem Supermarkt, der Geschmack unvergleichlich und der Baum selbst mein geheimes Kletterparadies.
Die Schweiz ist ein kleines Apfelland und dennoch eine Schatzkammer der Sorten. Über tausend gibt es hier – von Klassikern wie Boskoop oder Gala bis hin zu beinahe vergessenen Raritäten, die dank der Vereinigung Fructus neu zum Leben erweckt werden. Manche sind perfekt fürs direkte Reinbeissen, andere entfalten ihr Aroma erst im Ofen, im Kuchen oder als Most und Cider. Leider gilt das nicht für Menschen, die an Apfelallergie leiden. Ein Zustand, der häufiger vorkommt, als man denken könnte.
Was mich fasziniert: Jeder Apfel erzählt eine Geschichte von Nähe und Natur. Er wächst an Bäumen, die ich beim Spazierengehen sehe, blüht im Frühling wie ein weisses Meer und reift unter derselben Sonne, die auch mein Gemüt erwärmt. Doch die Idylle trügt mitunter: Beispielsweise wenn der Kleine Fruchtwickler aktiv wird.
Für mich hat jeder Apfel etwas Magisches: Er verbindet uns mit unseren Wurzeln – ganz ohne grosse Worte, einfach mit jedem Biss.
Ihre
Andrea Caretta
Redaktorin O+W